Aron – Sohn der Berge und des Blutes

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Als einer der Hauptcharaktere der Sirana-Trilogie ist Aron nicht mehr wegzudenken. Der muskelbepackte Hüne mit dem Breitschwert hat sich in die Herzen so mancher Leser(innen) gekämpft und definitiv in das von Sirana.

Aron wurde im hohen Norden, in einem kleinen, wenig bekannten Dorf, geboren. Er litt an einer harten und entbehrungsreichen Kindheit, denn bei seinem Volk zählte nur das Recht des Stärkeren. Sobald er auf eigenen Füßen stehen konnte, begann sein Vater »Marim«, ihn in den gängigsten Hieb- und Stichwaffen zu unterrichten. Schwerter, Messer, Dolche; sie alle waren Bestandteil seiner Ausbildung. Pfeil und Bogen hielt Marim eher als Waffen für Feiglinge, die sich nicht in den Nahkampf trauten, und er sie daher als wenig ehrenvoll erachtete. Es war allerdings nur eine kleine Schwäche, die Aron mit dem geschickten Umgang des Breitschwerts überdecken konnte.

Im Alter von gerade einmal vierzehn Jahren begleitete er die Jagdgruppe seines Stammes auf dem Weg zu einem befestigten Handelsposten, jenseits der Grenzen ihrer Region. Hier sah Aron zum ersten Mal Menschen anderer Hautfarbe. Ihre dunkle Haut unterschied sich sehr stark von seiner bronzefarbenen, dass er nicht aufhören konnte, sie anzustarren. Für seinen Vater wurde es dermaßen unangenehm, dass er ihn nach draußen schickte, um den dreckigen Markt immer wieder zu umrunden.
Hierbei stieß er schließlich auf ein Mädchen, kaum älter als er. Auch sie hatte pechschwarze Haut und die langen schwarzen Haare faszinierten ihn und so sehr, dass er den Mut fand, sie anzusprechen und mit ihr ins Gespräch zu kommen.

„Ihr lebt in der Einöde. Das wahre Leben befindet sich weiter südlich. Riesige Städte, voller Menschen zahlreicher Nationen, exotisches Essen, Gold und Gebäude, fast so hoch wie der Himmel.“

Rani

Von ihr erfuhr Aron von einem Leben, wie er es noch nicht kannte. Die harten Winter, die mühsame Nahrungssuche und die immer gleichen Gesichter – all dem war er überdrüssig. Wie aber sollte er etwas vermissen, von dem er bisher nichts wusste? Er musste nun einfach die Welt sehen, von der Rani so sehr schwärmte, und mit ihr gehen.

Aron verlässt seine Heimat

Seine Eltern konnten seinen Wunsch jedoch nicht nachvollziehen. Als Anwärter für einen der besten Krieger seines Dorfes stände ihm die Wahl seiner zukünftigen Braut offen und gewiss hätte er ebenfalls eine hohe Position im Stammesrat bekleiden können. Dies sollte nicht der Weg sein, der Aron bestimmt war. Denn wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, blieb er stets hartnäckig. Schweren Herzens stimmten seine Eltern schließlich dem Vorhaben zu. Im Herbst des nächsten Jahres verließ er mit Rani und ihrer Familie den Handelsposten und zog weiter südwärts.

Auf ihrem Weg wurde die kleine Händlerfamilie jedoch überfallen. Räuber hatten es auf die Waren abgesehen und töteten die Leibwache von Ranis Vater. Obwohl Aron nach besten Kräften kämpfte, gelang es ihm nicht, die Feinde zu überwältigen. Schwer verwundet verlor er das Bewusstsein und wurde von den Angreifern für tot gehalten. Wie lange er im Schnee und Matsch gelegen hatte, wusste er nicht mehr.

Als er wieder zu sich kam, sah er, wie Krähen sich an den Leichnamen ihrer Eltern labten. Rani jedoch war verschwunden. Unter Aufbringung all seiner Kräfte stemmte er sich in die Höhe und suchte nach ihr. Obwohl er selbst blutete und ihm eine klaffende Schnittwunde in seiner linken Flanke zugefügt worden war, gelang es ihm, ihren Fußstapfen im tiefen Schnee zu folgen und sie endlich an den Ausläufern des Adlergebirges ausfindig zu machen.

Zitternd saß das Mädchen mit den blauen Augen und dem pechschwarzen Haar an einen Baum gelehnt. Ranis Blut, das aus beiden Armen rann, hatte den Schnee rot gefärbt. Fassungslos starrte Aron sie an. In ihrer Hand hielt Rani noch das Messer, mit dem sie sich offensichtlich selbst aufgeschlitzt hatte.

“Sie haben mich entehrt, Aron. Diese Räuber haben meine Familie getötet und mich entehrt. Ich darf nicht mit der Schande weiterleben.”

Rani

Erst viele Jahre später bekam Aron Gewissheit zu seiner Vermutung, dass die Räuber sie vergewaltigt und wie ein Stück Vieh liegengelassen hatten. Antworten konnte sie auf seine Frage nicht mehr. Die Verletzungen waren einfach zu schwerwiegend, dass sie ihnen schon bald erlag.

Obwohl er sich selbst kaum auf den Füßen zu halten vermochte, begrub Aron ihren Körper und jagte die Schänder seiner einzigen Freundin. Einen nach den Anderen machte er ausfindig und brachte sie zur Strecke, bis keiner mehr übrig war. Er schwor sich, dass er niemals wieder jemanden dieses Schicksal erleiden lassen würde.

Auf eigene Faust, mit nur seiner Kleidung am Leib, brach Aron auf, die südlichen Länder zu erkunden. Er verdiente sich als Taschendieb, bezahlter Raufbold für reiche Kinder und sammelte sogar gegen Bezahlung den Mist der Pferde auf, wenn er keine andere Wahl hatte. All das verrichtete er in dem Wissen, dass er niemals wieder nach Hause zurückkehren könnte, da dies ein Bruch zu dem Versprechen an seinen Eltern bedeutete. Seine Aufgabe bestand nun darin, an möglichst viel Ruhm und Gold zu gelangen, um diesen Vertrauensmissbrauch ein wenig abzumildern.

Mit sechszehn Jahren trat Aron in die Armee eines hiesigen Fürsten bei, der Streit mit seinem Nachbarn heraufbeschworen hatte. Seine enorme Kampfkunst war dem Heerführer mittlerweile bekannt, so dass ihm sogar ein nicht unerheblicher Sold gezahlt wurde. Mit einer Rüstung und den ihm bevorzugten Waffen marschierte er schließlich auf das Schlachtfeld. Es war um ein Vielfaches größer, als er je zuvor eines gesehen hatte. Von seiner Heimat kannte er Kämpfe gegen andere Stämme, doch standen sich dieses Mal einige hundert Soldaten gegenüber. Während seine Kameraden vor Angst zitterten, empfand Aron zum ersten Mal das Gefühl der Zugehörigkeit. Er fühlte sich angekommen, gebraucht. Mit dem Schwert in der Hand kämpfte er sich bis zur absoluten Erschöpfung in einen Blutrausch hinein. Und als er wieder aus diesem Wahn zu sich kam, vermochte er die getöteten Männer gar nicht mehr zählen.

Seine Kameraden bejubelten seinen wilden Kampfstil und Aron fand Gefallen an ihrer Begeisterung. Bei jedem der folgenden Kämpfe verausgabte er sich dermaßen, bis ihn seine Kräfte verließen, und trieb sie so zu besseren Leistungen an. Schnell stieg er in der Gunst des Fürsten, bis er schließlich zu dessen Hauptmann ernannt wurde.

Aron wähnte sich am Ziel seiner Wünsche, genoss die Geselligkeit mit den hohen Herrschaften und die der einfachen Soldaten. Wäre er nicht der Nichte seines Herrn begegnet, hätte sein Traum bestimmt weiterhin gelebt. Doch zwischen ihnen funkte es gewaltig, als sie ihren Onkel besuchte. Schon kurze Zeit später verbrachten sie eine leidenschaftliche Nacht miteinander.

Der Fürst war jedoch keineswegs einverstanden mit dieser Liaison, da er eine Schwächung seiner Armeen befürchtete. Er sandte seine Leibwache aus, um ihn zu töten. Aron suchte sein Heil in der Flucht, doch nun hatte er eine Beschäftigung gefunden, die seinen Fähigkeiten entsprach.

Als bezahlter Söldner arbeitete er zukünftig für die verschiedensten Herren, kämpfte in Kriegen, Schlachten oder begleitete hochrangige Personen durch gefährliche Gebiete. Alles, was er als lohnend erachtete, wurde von dem heißblütigen Hünen angenommen. Seine Leidenschaft für das schwache Geschlecht jedoch wurde ihm während dieser Zeit nicht selten zum Verhängnis. Mehr als lockere Affären waren es allerdings nicht. Zu oft musste er an Rani zurückdenken, in die er damals bestimmt schon ein wenig verliebt war. Zahlreiche Male hatte er deswegen die Stadt bei Nacht und Nebel verlassen, um nicht hingerichtet zu werden.

Neue Freunde

In der Zeit, in der Aron unter Baron Hirsha diente, freundete er sich mit dem Krieger Rasik an. Ihre Erfahrungen aus der Vergangenheit waren durchaus ähnlich und dessen Umgang mit dem Säbel beeindruckte den Hünen in jeder Hinsicht. In der Schlacht kämpften sie Seite an Seite und feierten anschließend ihren Sieg ausgiebig, als ein älterer Nordmann zu ihnen stieß und mit einem Kelch Wein auf ihren Triumph anstieß.

Nicht ein Soldat im Lager reagierte auf ihn, prangte doch das Emblem des gegnerischen Barons deutlich auf seiner Brust des in Mitleidenschaft gezogenen Kettenhemdes.

Von seiner Dreistigkeit und seinem Mut beeindruckt, setzte sich Aron neben ihn und reichte ihm einen weiteren Krug.

“Wir sind Söldner, keine wilden Tiere. Wenn der Kampf vorbei ist, können wir jawohl ein Bier zusammen trinken.”

Danik, nordischer Krieger

Es stellte sich heraus, dass Danik schon deutlich länger als Söldner unterwegs war wie Aron selbst und er hatte sich ebenfalls durch zahlreiche siegreiche Schlachten einen sehr guten Ruf erarbeitet. Obwohl sie auf verschiedenen Seiten standen, sah es der Nordmann mit den grauen Haaren nicht als persönliche Fehde an. Er sagte, dass er schließlich keinen Streit mit den Soldaten habe, nur die beiden Barone miteinander. Ein Beruf wie jeder andere halt, nur mit der Voraussetzung, dass sie sich gegenseitig die Köpfe einschlugen.

Schnell kamen sie in ausufernde Gespräche, in denen sie sich kennenlernten. Dabei betranken sie sich heftigst, bis sich niemand mehr auf den Beinen halten konnte.

Die Männerfreundschaft war geschlossen, so dass Aron, Rasik und Danik fortan zusammen durchs Land zogen, um auf derselben Seite zu stehen und möglichst viel Gold zu verdienen. Hierbei schlossen sich zwei weitere Kämpfer ihrer kleinen Gruppe an: Durch Salomon und Robin hatten sie nun genau die richtige Anzahl an Soldaten, um einen durchschnittlichen Begleitschutz zu bewältigen oder sich als Leibwächter engagieren zu lassen. Auch waren sie auf diese Weise in der Lage, größere Aufträge wie Diebstähle und Eskorten durchzuführen, die Aron alleine bisher verwehrt geblieben waren.

Das erste Ziel dieser kleinen Gruppe aus Söldnern war die Wüstenstadt Eadia, die besonders reichen Kaufleuten zahlreiche Möglichkeiten für lukrative Geschäfte bot. Schon beim Eintritt in die Stadt fiel Arons Aufmerksamkeit auf einen Sklavenhändler, der mit einigen Handelstreibenden um den besten Preis für seine jungen Frauen feilschte. Es war durchaus nichts Ungewöhnliches und er hatte mittlerweile viel in seinem Leben erlebt. Dennoch blieb sein Blick auf einer Sklavin haften.

Ihre langen schwarzen Haare und die strahlend blauen Augen ließen die Erinnerung an Rani aufflammen. In Gedanken spielten sich die letzten Minuten vor ihrem Tod ab, wie sie blutend im Schnee lag und ihr Augenpaar ihm leer entgegen starrte. Wut packte Aron und er vergaß dabei völlig seine Mission. Mutig folgte er dem Sklavenhändler, um diese Schönheit aus den Klauen dieses Mannes zu befreien.

Wer sie war und ob es ihm gelang, erfährst du im Buch »Sirana: Befreit«.

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